
- Artikel-Nr.: 978-3-00-005768-4
Dieser Aufsatz hat sich der Entkolonisierung zerstörter Lebenswelten in medial gesteuerten Gesellschaften verschrieben. Er beschreibt daher die vorrangig zu lösende baukulturelle Aufgabe der Architektur unserer Zeit: Schutz lebensweltlicher Belange durch die Reproduktion der strukturellen Komponenten der Lebenswelt Individuum, Gesellschaft und Kultur mit architektonischen, also räumlichen Mitteln. Baukulturelle Intervention, wie sie hier begründet wird, ist im System der modernen Architekturtheorien wissenschaftstheoretisch nicht geortet. Für die vormoderne Architekturtheorie konnte der Schutz des Lebensweltlichen schon deshalb kein Thema sein, weil System und Lebenswelt noch identisch waren oder in relativer Nähe existierten. Vor dem Hintergrund fortschreitender Trennung zwischen System und Lebenswelt in modernen, medil gesteuerten Gesellschaften, wird eine theoretische und sich anschließende praktische Auseinandersetzung mit dieser gesellschaftlichen Erscheinung zu einer zentralen architektonischen Aufgabe werden. Die in diesem Text entwickelten baukulturellen Interventionen verstehen sich als die fachliche Spezifizierung einer gesellschaftlich formulierten Aufgabe, als die Grundlagen eines genuinen Beitrags der Architektur zur Kultur und Baukultur bei denen es, so jedenfalls hat es Habermas einmal formuliert, um die Konkurrenz der willensbildenden Kommunikation mit den Medien Macht und Geld geht.
Autor*in: Ludwig Fromm
Muthesius Kunsthochschule, Kiel, 2000.
ISBN 978-3-00-005768-4